03. Brief eines Forschers
Meine liebe Alma,
die Tatsache, daß Du diesen Brief erhalten hast, bedeutet für mich Freude und Trauer gleichermaßen. Ich konnte mit Dir nicht einmal Reden wegen diesem Kerl mit der Sonnenbrille. Alma bewahre die Ruhe und lies weiter.
Ich glaube, ich habe Dir beheiz erzählt, daß ich einen Job im Labor einer pharanozeutischen Firma angenommen habe. Sie haben mich abgeworben. Im letzten Monat gab es im Labor einen Unfall, und der Virus den wir gerade untersuchten, konnte uns entwischen.
Als mein Kollegen, die mit dem Virus infiziert wurden, sind jetzt tot. Um es richtig auszudrücken, aus ihnen wurden lebende Tote. Sie wandern immer noch herum.
Einige von ihnen klopfen gerade jetzt ganz verzweifelt an meine Tür. Doch in ihren Augen ist kein Zeichen von Intelligenz mehr zu erkennen. Dieser Virus saugt jegliche Menschlichkeit aus unseren Gehirn. Liebe, Spaß, Trauer, Angst, Humor... für immer und ewig.
Und Alma, selbst Erinnerungen an die Tage die ich mit Dir verbracht habe...
Ja, ich bin infiziert.
Ich habe alles getan was ich tun konnte, aber ich konnte nur das Fortschreiten, um einige wenige Tage verzögern. Was mich am meisten schockiert hat ist, daß ich im Laufe der Zeit mehr und mehr von Dir vergesse.
Deshalb habe ich einen friedlichen Tod gewählt, anstatt daß ich zum lebenden Toten werde. In nur einer Stunde werde ich den ewigen Schlaf antreten.

Ich hoffe inständig, daß Du meine Entscheidung verstehen kannst.
Leb' wohl und für immer Dein,

Martin Crackborn