52. Toms Tagebuch
5. Februar
Vor zwei Monaten hab ich Oliver einen Brief
geschrieben. Immer noch keine Antwort. Nichts.
Aber so ist das immer, wenn einer adoptiert
wird. Er lebt bestimmt wie ein König in einem
prächtigen Haus und hat uns vergessen. Ich
dachte immer, Oliver wäre anders und würde
immer mein Freund sein. Da lag ich wohl falsch.

8. Februar
Ann hat heute den Kleinen eine Geschichte
erzählt. Sie hat gesagt, dass alle Kinder, die
adoptiert werden, von den schwarzen Männern
gefressen werden. Deshalb hört man nichts mehr
von ihnen. Ich weiß zwar nicht, woher sie ihre
Ideen hat, aber sie wäre bestimmt eine gute
Autorin von Horror-Schundromanen.

13. Februar
Hier stimmt was nicht, und zwar nicht nur Anns
Geschichten. Versteht mich nicht flasch: Ich
war schon an schlimmeren Orten und wir werden
zwar von einem großen Pharmakonzern gesponsert,
aber warum dürfen wir niemanden anrufen und
nicht raus? Warum sind hier so viele Ärzte? Und
was sind das für Spritzen jeden Tag? Ist fast wie...

14. Februar
Ich werde adoptiert. Ja, ich. Die meisten Leute
nehmen kleinere Kinder und ich dachte immer,
ich wäre zu alt. Aber ich freue mich schon.
Ach was, ich bin total aus dem Häuschen.
Am 20. reise ich hier ab. Ich werde alles tun,
um ein guter Sohn zu sein, auf den meine
neuen Eltern stolz sein können

19. Februar
Oliver ist heute mitten in der Nacht aufge-
taucht. Er war total fertig und schrie um
Hilfe. Ich habe ihn erst gar nicht erkannt,
seine Gesichtshaut blätterte ab. Die Lehrer und
Ärzte kümmern sich jetzt um ihn. Sie sagen, es
sei nur eine Hautkrankheit und er würde bald
wieder gesund.

Dann können wir wieder zusammen
Abenteuer erleben.